Oliver Bürgel, Geschäftsführer Arbeiterwohlfahrt Landesverband Berlin:
"Die Landesfinanzierung reicht bei weitem nicht für multiprofessionelle Betreuungsteams aus. Gleichzeitig müssen wir feststellen, dass die ordnungsrechtlich vorgeschriebene bezirkliche Unterbringung in Wohnheimen, Hostels und Pensionen nicht im ausreichenden Maße stattfindet und die nicht untergebrachten Menschen in der Kältehilfe Schutz suchen. Eine Unterbringung nach dem Sicherheits- und Ordnungsgesetz des Landes Berlin, sog. ASOG-Unterbringung, bedeutet für die wohnungslosen Menschen einen festen Schlafplatz, der ihnen durchgehend zur Verfügung steht, sowie feste Koch- und Waschmöglichkeiten. Dies würde zu einer erheblichen Verbesserung ihrer Lebenssituation führen. Zudem haben wir mit der 24/7-Notunterkunft für Frauen ein Modell, welches dringend flächendeckend etabliert werden muss. Denn hier werden Menschen nicht nur verwahrt, sondern dabei unterstützt eine neue Perspektive zu entwickeln.“
Prof. Dr. Gabriele Schlimper, Geschäftsführerin Paritätischer Wohlfahrtsverband Berlin:
„Viele Menschen, die auf der Straße leben, haben eine Suchterkrankung bzw. sind psychisch krank. Das hat sich auch in der vergangenen Kältehilfesaison nicht geändert. Unser Hilfesystem schafft es immer noch nicht, diese Menschen so zu unterstützen, dass sie aus ihrer Notlage herauskommen. Das ist bitter. Die bürokratischen Anforderungen, um Termine, Entzugsplätze oder eine entsprechende Unterstützung zu bekommen, sind einfach zu hoch. Es ist gut, dass es in Berlin Housing First Angebote gibt, doch das reicht bei weitem nicht. Es muss endlich mehr niedrigschwellige, bereichsübergreifende Angebote geben. Es geht darum, diese Menschen so zu unterstützen, wie sie es brauchen und nicht, wie es Paragrafen und Zuständigkeiten es regeln. Nur so und mit ausreichenden bezahlbaren Wohnungen können wir wirklich etwas für die Menschen und gegen die Obdachlosigkeit tun.“