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Berliner Konzept zur Integration und Partizipation von Geflüchteten

19.12.2017
Konzeptionelle Berücksichtigung der JMD-/MBE-Beratungsstellen und adäquates Schnittstellenmanagement

Derzeit wird seitens der Berliner Senatsverwaltung in neun Facharbeitsgruppen unter Betei-ligung der Stadtgesellschaft ein neues Konzept zur Integration und Partizipation geflüchteter Menschen erarbeitet, das den Masterplan für Soziales und Sicherheit ersetzen und die Integ-rations- und Partizipationsmöglichkeiten von Geflüchteten stärken soll.

Die LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege begrüßt dieses Vorhaben, dar-über hinaus beteiligen sich die verschiedenen Verbandsvertreter*innen bei der Entwicklung des Konzepts und bringen aktiv ihre Expertise ein.

Im Rahmen dieses Prozesses fällt allerdings auf, dass die bestehenden, nicht vom Senat sondern aus Bundesmitteln finanzierten Migrationsberatungsangebote in der Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege – namentlich handelt es sich hier um den Jugendmigrations-dienst (JMD) und die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer*innen (MBE) – im ak-tuellen Diskurs zu Verbesserungen der Rahmenbedingungen für Geflüchtete zu wenig Be-rücksichtigung finden.

Dabei stellen diese Beratungsstrukturen eine wichtige Ressource für die Berliner Integrati-onsarbeit für Geflüchtete dar: Der JMD unterstützt mit rund 30 Personalstellenanteilen (PSA) und die MBE mit rund 42 PSA Neuzuwanderer*innen in ihrem Integrationsprozess. Die LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege flankiert die Arbeit der JMD/MBE überdies mit zahlreichen ergänzenden Angeboten und Projekten. Die Beratungszahlen sind im Kontext der Zuwanderung nach Berlin in den letzten Jahren auch bei den JMD/MBE stark angestiegen, durch die zunehmende Öffnung für Geflüchtete erweiterte sich darüber hinaus auch die Zielgruppe der Migrationsberatungsangebote.

Insbesondere durch den konzeptionellen Ansatz der JMD/MBE, welcher einen Schwerpunkt auf die langfristige, alle Integrationsdimensionen berücksichtigende Beratung und das Em-powerment legt, wird eine nachhaltige Unterstützung in zahlreichen, den Integrationsprozess begleitenden Fragestellungen (z.B. zum Aufenthaltsrecht, zur Partizipation am Ausbildungs- und Arbeitsmarkt, zur Anbindung im Sozialraum, zur Kompetenznutzung und -entwicklung, zur Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen, zur Sprachförderung, zum Familiennachzug, zur Existenzsicherung, zum Zugang zu Regelstrukturen) ermöglicht.

Die beiden Migrationsfachdienste, JMD und MBE, leisten hierbei eine intensive Begleitung von Anfang an und bearbeiten mit den Ratsuchenden – darunter ebenfalls zahlreiche Ge-flüchtete – sehr anspruchsvolle und aufwendige Beratungsanfragen. Dies erfordert nicht nur eine ausgeprägte Fachexpertise, sondern auch ein hohes Engagement in der Netzwerkar-beit. Vielen Zuwanderer*innen wird durch die Bundesprogramme erst ein gleichberechtigter Zugang zur deutschen Gesellschaft in Berlin ermöglicht.

Bei der Erarbeitung eines Konzepts zur Integration und Partizipation geflüchteter Menschen sind daher die JMD- und MBE-Beratungsangebote der LIGA unbedingt zu berücksichtigen.

Die LIGA der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege ersuchen den Berliner Senat ihre wichtige Rolle in der Integrationsarbeit von Geflüchteten adäquat zu berücksichtigen und zur bestmöglichen Nutzung bestehender Kompetenzen und Strukturen ein gesamtstädtisches Schnittstellenmanagement zu erarbeiten, das sowohl die JMD- und MBE-Beratungsangebote der freien Wohlfahrtspflege entsprechend ihrer Bedeutung einbezieht als auch insgesamt eine bessere Verzahnung der Integrationsangebote zum Ziel hat.

Aufgaben und Zielgruppen der JMD/MBE:

Jugendmigrationsdienste (JMD)
Die Jugendmigrationsdienste (JMD) begleiten junge Menschen mit Migrationshintergrund bei ihrem Integrationsprozess in Deutschland. Ihre Arbeit zeichnet sich durch interkulturelle Kompetenz, sprach-liche Vielfalt und langjährige Beratungspraxis aus. Zu den zentralen Aufgaben der JMD gehört insbe-sondere die gezielte Unterstützung junger Menschen im Alter von 12 bis 27 Jahren am Übergang von der Schule in die Ausbildung anhand einer individuellen Integrationsförderplanung sowie die sozialpä-dagogische Begleitung während der Integrationskurse. Darüber hinaus zählen Elternarbeit und eine intensive Netzwerkarbeit mit Schulen, Ausbildungsbetrieben, Freizeiteinrichtungen und den behördli-chen Regeldiensten ebenso wie die interkulturelle Öffnung von sozialen Diensten und Einrichtungen zu den Aufgaben der JMD. Seit 2017 steht das Beratungsangebot der JMD auch jungen Geflüchteten mit Bleibeperspektive zur Verfügung.
Berlin verfügt über insgesamt 19 JMD-Beratungsstandorte der LIGA, die in unterschiedlicher Trägerschaft über das ganze Stadtgebiet auf nahezu alle Bezirke verteilt sind.

Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE)
Die Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer*innen (MBE) berät in vielen Sprachen zu zahlrei-chen Fragestellungen rund um den Lebensalltag in Deutschland (Sprache, Aufenthaltsrecht, Existenz-sicherung, Gesundheit, Beruf & Arbeit, Familie & Freizeit, Kinderbetreuung, Wohnen, Anerkennung von Ausbildungsabschlüssen etc.). Sie begleitet vor, nach und während der Integrationssprachkurse sozialpädagogisch, unterstützt damit den Integrationsprozess und erleichtert die gesellschaftliche Teilhabe der Zugewanderten.
Der zentrale Gedanke der Arbeit ist es, die Ratsuchenden dabei zu unterstützen, ihr Leben in Deutschland selbstständig und nach ihren eigenen Vorstellungen zu organisieren. Die MBE sucht gemeinsam mit den Klient*innen nach nachhaltigen Lösungen und informiert darüber, welche Unter-stützungsformen im Einzelnen möglich und sinnvoll sind. Die Beratung erfolgt vertraulich und kosten-los. Neben den Einzelfallberatungen engagiert sich die MBE intensiv in der Netzwerk- und Öffentlich-keitsarbeit und wirkt auf eine interkulturelle Öffnung des strukturellen Versorgungs- und Unterstüt-zungssystems hin.
Die Zielgruppe der MBE ist vielfältig: Beraten werden Neuzugewanderte, die sich dauerhaft im Sinne des § 44 AufenthG im Bundesgebiet aufhalten, bis zu drei Jahre nach Einreise (bzw. Erlangung des auf Dauer angelegten Aufenthaltsstatus) sowie länger in Deutschland lebende Zugewanderte und freizügigkeitsberechtigte Unionsbürger*innen, die einen einem Neuzuwanderer vergleichbaren Integ-rationsbedarf aufweisen. Die MBE steht darüber hinaus Ausländer*innen offen, die eine Aufenthalts-gestattung besitzen und bei denen ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt zu erwarten ist, die eine Duldung (n. § 60a Abs. 2 S. 3 AufenthG) oder eine Aufenthaltserlaubnis n. § 25 Abs. 5 AufenthG besitzen. Personen, die einen Aufenthaltstitel n. § 23 Abs. 1 S. 1 in Verbindung mit § 104a Abs. 1 S. 2 oder n. § 104a Abs. 1 S. 1 AufenthG (Altfallregelung) besitzen, können beraten werden, wenn sie nicht über ausreichende Kenntnisse der deutschen Sprache verfügen und Integrationsbedarf haben. Das Beratungsangebot richtet sich grundsätzlich an erwachsene Zuwanderer*innen über 27 Jahre bzw. jüngere Personen mit Erwachsenenproblematik.
Berlin verfügt über insgesamt 32 MBE-Beratungsstandorte der LIGA, die in unterschiedlicher Trägerschaft über das ganze Stadtgebiet auf nahezu alle Bezirke verteilt sind.

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