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Positionspapier zur Stärkung und Weiterentwicklung Ehrenamtliche Besuchsdienste

Einsamkeit und soziale Isolation sind drängende Themen für die Berliner Stadtgesellschaft. Um diese anzugehen, bedarf es einem Ausbau an präventiven Maßnahmen. Freiwilliges En-gagement ist dabei eine wesentliche Stütze für die Unterstützung einsamer und sozial isolierter Menschen in Berlin. Ein starkes Beispiel hierfür sind die Ehrenamtlichen Besuchsdienste.

Die Ehrenamtlichen Besuchsdienste...
• fördern die soziale Teilhabe am gesellschaftlichen Leben,
• wirken Einsamkeit und Isolation entgegen,
• fördern nachbarschaftliches Engagement und
• stärken den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Berliner Besuchsdienste
Besuchsdienste wirken sozialer Isolation entgegen indem Freiwillige Berlinerinnen und Berli-ner besuchen oder gemeinsam etwas unternehmen. Sie vermitteln Besuchende an Menschen, die sich Austausch und Begleitung wünschen. Besucht werden Menschen mit wenig sozialen Kontakten u.a. auch kranke oder Menschen mit erheblichen Mobilitätseinschränkungen. Besu-chende sowie Besuchte sind häufig Seniorinnen und Senioren. Ehrenamtliche Besuchsdienste ersetzen keine Angebote der regulären Grundversorgung, z.B. aus dem Pflegebereich. Das niedrigschwellige Angebot ergänzt bestehende Strukturen. Die Besuche sind auf Dauer angelegt. Die Besuchszeit wird u.a. genutzt für gemeinsame Gespräche, Spaziergänge, Vorlesen oder einfach die Ermöglichung sozialer Kontakte.
In Berlin gibt es zahlreiche Ehrenamtliche Besuchsdienste in unterschiedlicher Trägerschaft. Die Besuchsdienste sind berlinweit, wenn auch nicht flächendeckend, vorhanden.

Wie wirken die Ehrenamtlichen Besuchsdienste?
Das Angebot der ehrenamtlichen Besuchsdienste verbessert das persönliche Wohlbefinden und die Lebensqualität der Besuchten aber auch der Besuchenden. Zudem fördert das Angebot die Erweiterung des sozialen Netzwerkes der Zielgruppen und stärkt den Aufbau persönlicher Beziehungen. Für die Freiwilligen wird durch die Projektteilnahme die Selbstwirksamkeit und soziale Teilhabe gestärkt bzw. gefördert. Verstärkt werden Menschen in der nachberuflichen Phase für diese wohnortnahe ehrenamtliche Unterstützung angesprochen Durch das Angebot wird grundsätzlich wohnortnahes Engagement gestärkt bzw. gefördert. Dabei können die Besuche u.a. den Wunsch unterstützen, auch im höheren Lebensalter in der eigenen Häuslichkeit zu verbleiben. Dafür ist es wichtig, dass sich Kontakte frühzeitig aufbauen, da sich Menschen im hohen Alter insbesondere auf den emotionalen Austausch mit einzelnen Personen konzentrieren. Wichtige Schutzfaktoren vor Einsamkeit sind u.a. vermehrte soziale Kontakte und ein breiteres Netzwerk. Beides trägt zu einer guten physischen und psychischen Gesundheit bei. Diese positiven Effekte werden sowohl bei Besuchten als auch bei Besuchenden wahrgenommen.

Ehrenamt braucht Hauptamt
Ehrenamtliche Besuchsdienste werden in Berlin von unterschiedlichen sozialen Trägern angeboten. Der Hauptteil des Angebotes wird durch freiwilliges Engagement ermöglicht. Es fehlen finanzielle Mittel für ausreichende Stellenanteile einer hauptamtlichen Koordination sowie für die Anerkennungskultur. Eine hauptamtliche Koordination durch eine geeignete Fachkraft er-möglicht die Sicherstellung kontinuierlicher fachlicher Anleitung, Gewinnung, Begleitung und Unterstützung der Ehrenamtlichen. Freiwillige in den Ehrenamtlichen Besuchsdiensten benöti-gen eine fundierte Einstiegsberatung, regelmäßige Weiterbildung und Praxisbegleitungen, um sich zielführend und nachhaltig engagieren zu können.
Auch die Berliner Engagement Strategie empfiehlt die Stärkung hauptamtliche Strukturen zur Unterstützung von freiwilligem Engagement.

Unserer Forderungen
1. Förderung einer hauptamtlichen Koordination

Es bedarf einer hauptamtlichen Koordination für die Begleitung der Ehrenamtlichen und der zu besuchenden Personen, zur konzeptionellen Weiterentwicklung sowie zur Vermittlung der Nutzerinnen und Nutzern zu anderen Angeboten.
Wir fordern die Finanzierung einer qualifizierten hauptamtlichen Freiwilligenkoordination im Umfang einer Vollzeitstelle für die Betreuung von bis zu 40 Engagierten plus Sachkosten (z.B. für Aus- und Weiterbildung von Engagierten, Budget für die Anerkennungskultur, Auslagener-stattung für Engagierte, Supervision). Dazu gehört auch, dass sich öffentliche Zuwendungen an der Bezahlung von Tariflöhnen und einer den Anforderungen entsprechenden Honorierung der Mitarbeitenden orientieren
2. Förderung eines flächendeckenden Ausbaus der Ehrenamtlichen Besuchsdienste und Spezialisierung auf Bedarfe neuer Zielgruppen
Der flächendeckende Ausbau ist zu fördern. Dazu gehört es auch Neugründungen zu ermöglichen. Voraussetzung ist eine angemessene Anschubfinanzierung sowie eine Perspektive einer längerfristiger Projektförderung.
3. Förderung von Innovationen
Die Ehrenamtlichen Besuchsdienste leben von einem persönlichen und flexiblen Ansatz. In einer sich stets wandelnden Welt zeigen sich die Dienste als innovativ. Um Neues zu denken und zu entwickeln, bedarf es Raum, Zeit und finanzielle Ressourcen. Wir fordern Unterstützung für innovative Ansätze und der Auseinandersetzungen mit Chancen und Herausforde-rung der Digitalisierung. Dies können z.B. neue Formate und Ansätze sein für die es Knowhow (Z.B. Fortbildungsmöglichkeiten) als auch die Ausstattung (z.B. Technische Geräte, Software, Plattformen zur Vernetzung, oder Spiele) bedarf, um sich stetig im Sinne der Nutzerinnen wei-terzuentwickeln.

Hintergrund/Ausgangssituation
In Berlin ist leben vielen Menschen allein, 53 % der Haushalte sind sogenannte Ein-Personen-Haushalt . Es gibt (zu) viele Menschen, die sich einsam fühlen oder unter sozialer Isolation leiden. Demographischer Wandel, unsere veränderten Lebensverhältnisse, die Verstädterung und veränderte Formen der Kommunikation tragen zu einem stetigen Anstieg bei. Es gibt unterschiedliche Gruppen, die besonders stark betroffen sind. Das Risiko sozial isoliert zu sein erreicht im hohen Erwachsenenalter die höchsten Werte, denn in der zweiten Lebenshälfte verringert sich die Größe der sozialen Netzwerke kontinuierlich. Diese Verringerung der Netzwerkgröße führt häufig dazu, dass die betroffenen Menschen niemanden oder nur noch eine einzige Person haben, mit der sie regelmäßig Kontakt haben und die für sie wichtig ist. Weitere Gruppen sind u.a. vulnerable Gruppen. Auch unter Studierenden findet sich das Phänomen der Einsamkeit. Allen gemein ist, dass soziale Isolation und Einsamkeit negative Folgen für die Betroffenen haben können. Es sind zutiefst stressvolle Erfahrungen, die mit erheblichen Ge-sundheitsrisiken verbunden sind.

Das Papier wurde erarbeitet von den LIGA Vertreterinnen der Projektgruppe der
„Ehrenamtliche Besuchsdienste und sonstige begleitende Angebote“ im Integrierten Sozialprogramm.





Ansprechpartnerin ist

Lea Winnig
Paritätischer Wohlfahrtsverband Landesverband e.V.
Innovation und Selbsthilfe
winnig@paritaet-berlin.de
Tel.03086001-618

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Positionspapier ehrenamtliche Besuchsdienste

Positionspapier ehrenamtliche Besuchsdienste

Größe: 0.16 MB

Typ: application/pdf

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