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Fachkräftemangel in der Jugendhilfe und Jugendarbeit gemeinsam begegnen!

Sehr geehrte Frau Senatorin Busse,

ich wende mich an Sie im Namen der Berliner freien Jugendhilfe und offenen Jugendarbeit bezüglich des dringenden Handlungsbedarfes im Zusammenhang mit dem voranschreitenden Fachkräftemangel und systematischer Schlechterstellung der freien Träger.

Das Land Berlin wertet in den landeseigenen Einrichtungen die Ausbildung in den Berufsbil-dern der Sozialen Arbeit auf, u.a. durch die außertarifliche Vergütung von ausbildungsbeding-ten Fachschul- und Fachhochschulpraktika in Höhe von aktuell monatlich 400,- Euro. Zudem wurden duale Studienplätze für Studierende der Sozialen Arbeit in den bezirklichen Jugendäm-tern geschaffen. Das ist wichtig und richtig!

Die Leistungen der Jugendhilfe und die Angebote der Jugendarbeit werden in Berlin jedoch weitgehend von den freien Trägern erbracht. Deshalb ist es für uns absolut nicht nachvollzieh-bar, warum die oben genannte Aufwertung nur für den öffentlichen Dienst gilt.

Sämtliche Bemühungen der freien Träger, die Vergütung für ausbildungsbedingte Fachschul- und Fachhochschulpraktika in den Hilfen zur Erziehung und/oder in den Angeboten der Ju-gendarbeit zur Refinanzierung anzumelden und/oder zu beantragen, sind gescheitert. Auch das beigefügte Diskussions- und Konzeptpapier der Verbände, welches am 20. Januar 2022 in der Vertragskommission Jugend (Ausschuss Entgelte) vorgelegt wurde, ist seitens des Landes ohne eine weitere fachliche Erörterung abgelehnt worden.

In den nächsten drei bis fünf Jahren ist bei den freien Trägern zu erwarten, dass ca. ein Drittel des Personals in den Einrichtungen der Jugendhilfe und Jugendarbeit altersbedingt ausschei-det und nachbesetzt werden muss. Kann diese Herausforderung nicht bewältigt werden, kann die Betreuung und Erziehung der vielen jungen Menschen, vielfältige Unterstützungsleistungen für Familien und Geflüchtete sowie auch die Förderung der offenen Angebote der Jugendarbeit in Berlin möglicherweise nicht mehr im gebotenen Umfang abgesichert werden.

Zudem ist es erforderlich, dass die freien Träger in die Lage versetzt werden, Zeit für Anleitung von Praktikanten und Auszubildenen zu ermöglichen. Beispiele dafür gibt es bereits im KiTa-Bereich, wie das umgesetzt und praktiziert werden könnte (AV Zeit für Anleitung).

Darüber hinaus müssen auch bei den freien Trägern begleitende Qualifizierungen für Querein-steigende bereitgestellt und finanziell ermöglicht werden, wie dies laut Koalitionsvertrag der Landesregierung 2021-2026 für die Landesbediensteten geplant ist. Die über die Entgelte und Zuwendungen vorgesehenen Mittel und in den Jahren 2003-2006 (Haushaltsnotlage des Lan-des Berlin) kalkulierten Qualitäts- und Fortbildungspauschalen entsprechen nicht mehr den realen Fort- und Weiterbildungsbedarfen.

Im Sinne unseres gesetzlichen Partnerschaftsverständnisses in der Jugendhilfe fordern wir, zeitnah eine gemeinsame Strategie der öffentlichen und freien Träger der Jugendhilfe zu erar-beiten, die die Attraktivität des Berufsfeldes und die angestrebte Aufwertung der sozialpäda-gogischen Ausbildungen für Alle finanziell absichert.

Die unnötige Konkurrenz durch Schlechterstellung der freien Träger muss konsequent besei-tigt werden!

Für Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.

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Anschreiben LIGA Fachkräftemangel AG Jugendhilfe

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