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Bericht zum LIGA-Fachtag Migration und Flüchtlinge am 9.9.2016

Mehr Vernetzung für Geflüchtete

„Wir schaffen das“ – rund ein Jahr nach diesem bekannten Satz der Bundeskanzlerin gibt es in der Flüchtlingspolitik noch immer viel zu tun. In Berlin beispielsweise sind nach wie vor viele Menschen provisorisch in Turnhallen untergebracht, und das teilweise ebenfalls seit einem Jahr. Eine schnellere Bearbeitung von Asylanträgen – 15.000 Stück wurden in 2016 bisher gestellt – ist dem gegenüber nicht zu verzeichnen. Das Ankommen und besonders das Weiterkommen in Berlin wirft für Geflüchtete und Zuwanderer unzählige Fragen auf. Die Ansprechpartner für diese Fragen, Mitarbeiter/innen von Migrations- und Flüchtlingsberatungsstellen in ganz Berlin, trafen sich Anfang September in der Kreuzberger Blücherstraße bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zum fachlichen Austausch. Sie wünschen sich auch von den Behörden eindeutig mehr Vernetzung und Zusammenarbeit für Geflüchtete.

Rund 70 Gäste begrüßte der Fachausschuss Migration der Berliner Wohlfahrtsver-bände  (LIGA Berlin) zum Fachtag unter dem Titel  „Vom Ankommen bis in die Regeldienste – Aktuelle Entwicklungen in der Migrations-und Flüchtlingsberatung“. Zu Beginn des Tages dankte AWO-Geschäftsführerin Barbara König allen Anwesenden für ihre Unterstützung Geflüchteter und betonte, dass schnell wechselnde rechtliche Veränderungen den Beratungsalltag immer wieder zu einer Herausforderung machten. Zudem forderte sie mehr finanzielle Mittel für diesen Bereich. Engelhard Mazanke, Leiter der Berliner Ausländerbehörde,  zeigte sich überraschend offen und selbstkritisch. Er dankte den Wohlfahrtsverbänden für die seit zehn Jahren bestehende Zusammenarbeit in der Clearingstelle: ein nied-rigschwelliges Angebot in der Ausländerbehörde, das Neuankömmlinge über die vielfältige Beratungslandschaft in der Stadt informiert. Mazanke räumte ein, dass das Fachwissen der Kollegen/innen aus den Wohlfahrtsverbänden den Behörden zugutekomme, insofern betrachtete er die anwesenden Gäste als „seine Dienstleister“ – ein Ausspruch, den viele im Publikum als längst überfällig empfanden, aber dennoch später positiv kommentierten.

Stefanie John vertrat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und gab Einblicke in aktuelle Zahlen und Entwicklungen ihrer Arbeit, ebenso wie der Integrationsbeauftragte des Berliner Senats, Andreas Germershausen. Die so genannten „Willkommen in Arbeit-Büros“ führte Germershausen als gelungenes Beispiel an, sei dieses doch bewusst dort geschaffen worden, wo die Menschen sich ohnehin aufhielten, nämlich in großen Unterkünften wie z.B. Tempelhof.

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Mehr Vernetzung für Geflüchtete

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Im zweiten Teil des Fachtages drehten sich die Inputs um die Beratungspraxis, etwa um immer wiederkehrende Fragen in der Asylverfahrensberatung. Gerade als es um den Umgang mit Traumatisierten und um das Thema Familienzusammenführung von Geflüchteten ging, war ein Nerv getroffen, denn viele Gäste suchten spontan Rat für ihre Fälle und stellten den Experten ihre drängenden Fragen aus dem Publikum heraus. Über den Fachtag hinaus sind so neue Netze geknüpft worden, die sich um individuelle Lösungen für Geflüchtete spannen. Praktische Einblicke gaben auch Kitty Thiel und Leyla Boran, die als Vertreterinnen der LIGA in der Berliner Härtefallkommission tätig sind und ebenfalls unterstreichen konnten, was Barabara König eingangs betont hatte: Erst seit Kurzem wirksame Änderungen der rechtlichen Voraussetzungen bedeuteten für sie große Steine im Weg zur bestmöglichen Lösung für ihre Klienten.

Dirk Arp-Stapelfeldt, Vorsitzender des LIGA-Fachausschusses Migration, appellierte vor dem Hintergrund aller besprochenen Chancen und Hürden an die Berliner Behörden und forderte mehr Zusammenarbeit für Geflüchtete – weg von punktuellen Lösungen hin zu mehr Nachhaltigkeit bei der Integration. Dazu gehöre auch der bedarfsgerechte Ausbau der landes- und bundesgeförderten Beratungsstrukturen in der Stadt. Er konnte den Teilnehmern zum Ende des Tages eine Schulung im Integrationsgesetz bzw. der aktuellsten Änderungen zusagen, die die Ausländerbehörde trage: Ein nützliches Ergebnis dieses Fachtages für die Berater/innen im Migrationsdienst und in der Flüchtlingsberatung. Und dadurch auch für die Stadt Berlin mit den hier aktiven Wohlfahrtsverbänden. Denn: „Gerade nach den Wahlergebnissen in Mecklenburg-Vorpommern müssen wir in Berlin ein deutliches Zeichen für Willkommenskultur setzen“, so Arp-Stapelfeldt.

Innerhalb der LIGA Berlin bieten die AWO, die Diakonie, der Paritätische Wohlfahrtsverband und  die Caritas in der Region Berlin Migrationsberatung für Jugendliche und Erwachsene an, ebenso sind diese Verbände Träger von Beratungs- und Unterstützungsangeboten für Geflüchtete.

Zur Flüchtlingsagenda der Berliner Wohlfahrtsverbände:

http://www.ligaberlin.de/Fluechtlingsagenda-der-Berliner-Wohlfahrtsverbaende-878550.html